Wie mein Mit-Kandidat schon geschrieben hat, befinden wir uns in ungewöhnlichen Zeiten und das in mehr als einem Aspekt.
Während die Pandemie jeden vor seine ganz eigenen persönlichen/beruflichen/privaten Herausforderungen stellt, versucht GW die "Blood Bowl"-Welt umzukrempeln.
Die neuen Regeln sind seit Monaten veröffentlich, aber werden nur in kleineren Kreisen gespielt, da es weder große Turniere noch eine Online-Umsetzung gibt.
Wie Spielmacher schon richtig sagt, wird es lange dauern bis sich die neuen "Go To"-Rassen/-Roster ganz klar herauskristallisieren. Seiner Schlussfolgerung stimme ich aber nicht ganz zu. (Auch wenn es vermutlich so aussieht, ich habe nicht bewusst gewartet bis Spielmacher seinen Post macht, sondern hatte bisher einfach keine Zeit).
Die zu Grunde liegenden Mechaniken und Prinzipien des Spiels sind noch erhalten. Da zu gehört vor allem das Risikomanagement, dass fast unverändert zum bisherigen Spiel geblieben ist. Einzige Ausnahme: Das Reroll-Management, da man jetzt auch Rerolls sparen kann um dann in einem Kamikaze-Turn alles rauszuhauen. Gerade Konter-Teams können das als alternative Verteidigungsstrategie nutzen.
Eine anderes sehr ähnlich gebliebenes Prinzip ist das Zeitmanagement, also wie ich meine Offence plane um im richtigen Turn zu scoren. Auch hier muss man sich natürlich etwas anpassen. Der oben erwähnte Kamikazeturn kann den Stall in T8/16 dann doch nochmal etwas stärker gefährden, während die Jump-Option einen zusätzlichen Hebel für Raumgewinn bieten kann.
Im Großen und Ganzen ist das Spiel doch ähnlicher geblieben als ich es ursprünglich angenommen habe. Die Qualitäten die bisher einen guten Coach ausgemacht haben, werden auch mit den neuen Regeln immer noch die wichtigste Grundlage bilden: Risikobewusstsein, gutes Positionsspiel, Spiel-/Feldübersicht und vor allem mentale und emotionale Stabilität.
All diese Eigenschaften kann man also immer noch für die Auswahl mit heranziehen und die Erfahrungswerte der Vergangenheit nutzen. Was sich geändert hat ist die relative Spielstärke der einzelnen Rassen zueinander, wobei auch hier die Änderungen weniger stark sind als ich es mir beim ersten Lesen vorgestellt habe. In der Münchner Liga haben wir schon ein paar Spiele und auch ein kleines Turnier nach den neuen Regeln gemacht. Außerdem habe ich mich für das Update des FUMBBL-Client eingehend mit den Änderungen gerade bzgl. der Skills beschäftigt. Natürlich weiß ich noch lang nicht alles auswendig und verwechsle immer noch einzelne Punkte (da fühlt man sich wieder jung
), aber insgesamt traue ich mir jetzt schon ein gutes Gespür für die Veränderungen zu haben.
Gerade durch das veränderte Teamvalue (empfohlen sind jetzt 115k und soweit ich es sehe verwenden das erstmal alle) kompensiert in den meisten Fällen die gestiegenen Spielerpreise. Waldelfen-Roster sehen immer noch genauso aus, Dunkelelfen auch kaum anders. Untote und Menschen kriegen nen leichten Boost. Lizards leiden ein bisschen, dafür werden die Chamäleons etwas besser. Chaoszwergen tut das neue Break Tackle etwas weh, wenn man bisher darauf gebaut hat, dafür ist der Mino viel besser. Insgesamt dürfte die Elfendominanz etwas weniger werden, aber wohl kaum so sehr, dass man es drastisch merkt.
Aber gut, das hier soll kein Regel-Review werden. Ich wollte damit nur verdeutlichen, warum ich nicht davon ausgehe, dass sich plötzlich komplett andere Leute für das Eurobowl-Team anbieten als bisher.
Hier kommen wir auch schon zu meinem Dilemma. In einem normalen Jahr, würde ich wieder auf mein altes Verfahren bauen: Wer interessiert sich soll sich bewerben, mit 3 Rassen mit denen er/sie sich wohlfühlt und zutraut gut abzuschneiden. Dann suche ich aus der Menge die Kombos aus, die aus meiner Sicht das stärkste Gesamtbild ergeben. Jetzt haben wir aber die Situation, dass ich für Polen schon ein Team zusammengestellt hatte, von dem ich absolut überzeugt bin. Aber irgendwie muss man auch den veränderten Regeln Rechnung tragen.
Wenn ich ein guter Politiker wäre, wüsste ich jetzt wie ich mich da diplomatisch rauswinde um möglichst wenig Stimmen zu verlieren. Aber jeder der mich etwas kennt weiß, dass das bei mir einfach unrealistisch ist. Ich habe lange überlegt was hier das "richtige" Vorgehen ist und ich glaube es gibt einfach keines. Egal wofür ich mich entscheide es wird immer berechtigte Einwände geben, warum das für irgendjemanden ungerecht, nicht nachvollziehbar oder einfach nur blöd ist.
Daher habe ich mich dafür entschieden mich von zwei Aspekten leiten zu lassen. Einmal meine oben angeführte Überzeugung, dass ein guter Coach auch mit den neuen Regeln ein guter Coach bleibt und zum anderen, dass es in erster Linie immer noch ein Spiel ist bei dem es auch um den sozialen Aspekt und Spaß geht. Das für Polen ausgewählte Team hat sich einfach sehr auf das Turnier gefreut und daher fände ich es unfair das jetzt einfach komplett wieder auf null zu setzen und die damit zu frustrieren.
Deswegen werde ich zunächst mit allen Mitgliedern des bestehenden Teams reden, ob sie noch Interesse für Malta haben und wie sie sich bzw. ihre Rasse einschätzen. Wichtig ist auch, ob und wie viel sie rechnen in den nächsten Monaten und zum Eurobowl wieder zu spielen. Und wenn sich da jetzt nicht herausstellt dass derjenige mit seinem Team gar nicht mehr zurecht kommt, keine Lust mehr hat oder etwas ähnliches, bleibt er im Team. Die endgültige Entscheidung hierzu kann selbstverständlich erst erfolgen wenn die Regeln für Malta bekannt sind und man damit etwas Erfahrung hat. Aber im Endeffekt richte ich dem bestehenden Team damit eine Art "Vorkaufsrecht" ein. Mir ist klar, dass das einigen nicht gefällt, aber es entspricht einfach meiner Überzeugung.
Das Thema Teamauswahl hat aber noch eine andere Facette. Wie Spielmacher in seinem Post schon angedeutet hat, planen die Malteser wohl zwei Neuerungen. Zum Einen werden Europen-Teams aus 4 Spielern bestehen. Zum Anderen soll der Eurobowl-Captain die Möglichkeit haben, neben dem Eurobowl-Team auch ein Europen-Team anzumelden. Zwischen diesen beiden Teams kann er dann, wohl auch noch recht kurzfristig, Coaches hin und her schieben. Ich denke ich sehe was die Idee dahinter ist und wie das einen gewissen Charme haben kann. Der Realist in mir sieht da aber auch gewisse Reibungspunkte.
Nach meiner Erfahrung wollen Coaches bei den Europen mit ihren Freunden oder Ligakollegen antreten. Ich stelle es mir sehr schwer vor, 12 Coaches zu finden die zum einem für den Eurobowl geeignet sind, die aber auch sagen würden, dass sie dann in dem von mir zusammen gestellten Europen-Team spielen würden und eben nicht mit einem Team dass sie sich selbst gesucht haben. Zumindest für mich wäre das nichts. Vielleicht bin ich da auch die Ausnahme und schätze das alles falsch ein, würde mich aber sehr wundern.
Insgesamt bin ich mir sicher, dass der Eurobowl 2022 auf mehrere Arten spannend und interessant wird und jetzt freue ich mich auf eine ausführliche Diskussion mit Euch.