Nachdem sich hier einige Interessenten, und damit auch Wahlberechtigte, gemeldet haben, die ich nicht oder kaum kenne und die damit vermutlich auch nicht viel über mich wissen, möchte ich mich kurz vorstellen.
Ich bin Christian Huber, oder in BB-Kreisen meistens einfach "Der Candle", 36 Jahre aus München. Abgesehen von BB bin ich ein riesen Brettspiel-Fan sowie -Sammler der seine Sammlung im Lauf des nächsten Jahres in den dreistelligen Bereich bringen wird. Mein Geld verdiene ich als IT-Architekt bei der SZ, indem ich Lösungen für Softwaresysteme konzipiere und umsetze, Produktionsprobleme behebe und mich allgemein darum kümmere alles am Laufen zu halten.
Meine ersten BB-Erfahrungen habe ich Mitte der 90er mit der 3rd Edition gesammelt. Wirklich konsequent gespielt habe ich aber dann erst ab 2003, als ich FUMBBL entdeckt habe, dort habe ich nicht nur viel gespielt, sondern habe mich auch einige Jahre als Admin betätigt und die XFL-Turnierserie geleitet. In 2004 bin ich in die damalige Münchner Liga, die MucBBL, eingestiegen und habe dort auch nach einiger Zeit die Leitung/Orga übernommen. Ebenfalls in 2004 habe ich meine ersten Tabletop-Turniererfahrung gesammelt, mit dem Eurobowl in Bad Homburg, damals allerdings nur als Zuschauer. Mein erstes Turnier an dem ich auch
teilgenommen habe, waren 2005 die Dutch Open in Amsterdam.
Seitdem bin ich konstant in der nationalen und internationalen Turnierszene vertreten und habe Freunde in England, Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Finnland und Holland gewonnen. In 2010 habe ich das erste NAF-Turnier in München organisiert. Ich hoffe im kommenden Jahr die Turnierszene im Osten Europas, genauer gesagt Ungarn und Polen, kennen lernen zu können. In dieser Zeit habe ich an 6 Eurobowls mit insgesamt 5 verschiedenen Rassen teilgenommen und mit der UKTC und dem Triple Skull Cup auch andere Teamturniere besucht und werde im Frühjahr am Tilean Team Cup und im Sommer am German Team Bowl teilnehmen.
All diese Erfahrungen haben mir gezeigt wie einzigartig der Eurobowl ist. Es gibt hart und hochkarätig besetzte Einzel- und Teamturniere in ganz Europa, aber keines ist vergleichbar mit dem Eurobowl. In jedem Turnier gibt es ein sehr breites Spektrum an Spielstärken, auch beim Eurobowl. Der Unterschied ist aber die Leistungsdichte, also die Verteilung dieser Spielstärke. Auf anderen Turnieren gibt es immer eine relativ symmetrische Verteilung, also in etwa gleich viele Anfänger wie Topspieler und eine stärkere Häufung im Mittelfeld. Auf dem Eurobowl ist diese Verteilung sehr stark in Richtung der Topspieler verschoben. Auch vermeintlich schlechte Mannschaften haben immer ein paar Topleute dabei, was wir dieses Jahr schmerzhaft feststellen mussten, als wir nicht mal gegen die, nominell sehr schlechten, Ungarn gut abgeschnitten haben.
In der Vergangenheit hat die deutsche Mannschaft nur beim ersten Eurobowl wirklich gut abgeschnitten. Ab dann waren wir konstant am unteren Ende der oberen Hälfte, hinter Mannschaften wie England, Italien, Frankreich, Dänemark und Spanien. Ausnahmen hier, im negativen Sinn, sind die beiden letzten Eurobowls in Belgien und eben Schweden. Das schwedische Ergebnis war von der relativen Platzierung her tatsächlich das bisher schlechteste, wenn auch nur knapp hinter dem belgischen. Diese kontinuierliche, unbefriedigende Leistung hat in der Vergangenheit immer wieder die Frage aufgeworfen, woran es, trotz der sonst erfolgreichen Einzelspieler, lag. Die Standardbegründung war immer die gleiche, wie auch dieses Jahr: "Wir hatten einfach Pech"
Und das ist genau der Punkt an dem ich einhake. 10 Jahre lang haben fast alle Spieler des Teams genau beim Eurobowl so schlechte Würfel, dass sie unterdurchschnittlich performen. Statistisch gesehen ist das höchst unwahrscheinlich. Wir müssen der Wahrheit ins Auge blicken: Wir machen etwas falsch. Um zu verstehen, was die Ursachen sind, müssen wir uns zuerst ansehen, wie wir bisher vorgegangen sind.
Der Captain wählt sich aus der Liste der Interessenten die aus, die er zu den Topspielern zählt, danach wird das Team "aufgefüllt". Das passierte auf unterschiedliche Arten, mal von der Liste der Interessenten nach subjektiv beurteilter Spielstärke, mal in Absprache mit dem Rumpfteam, dabei wurden auch teilweise Spieler gefragt, die sich nicht zuvor gemeldet hatten. Sobald das Team stand wurden Rassen verteilt, das war jedes Jahr ein Geschacher und Rumgeeier, weil es dabei natürlich Konflikte gab. Wer kriegt die Untoten? Wer die Dunkelelfen?
Welche Rassen sollen mitgenommen werden? Wer könnte diese Rassen spielen? Danach war das Teambuilding abgeschlossen und ab dann wurden nur noch organisatorische Dinge geregelt. Einzige Ausnahme hierbei war der diesjährige Eurobowl, denn diesmal wurden tatsächlich Online-Trainingsspiele gemacht und es gab sogar ein Teamwochenende.
Hier haben wir die folgenden Fehler begangen:
- Die Auswahl der Teammitglieder war so in den Anfangsjahren sinnvoll, weil es eh kaum gute Spieler gab die auch bereit waren das Geld und die Zeit zu investieren. Inzwischen ist die Turnierszene deutlich angewachsen und der Spielerpool ist so groß, dass wir auf dieses suboptimale Verfahren nicht mehr angewiesen sind.
- Die Entkopplung von Spielerwahl und Rassenzuordnung ist fatal was die optimale Teamzusammenstellung angeht. Dadurch dass man sich bereits auf die Personen festgelegt hat, ist die Optimierung bzgl. der Rassenverteilung schon sehr starken Einschränkungen unterworfen. Starke Rassen werden nicht berücksichtigt oder an Spieler gegeben, die damit kaum Erfahrung haben oder ihnen einfach nicht liegen.
- Der Eurobowl wurde einfach als "ein anderes großes Turnier" angesehen, das hatte zur Folge, dass es keine spezielle Vorbereitung gab (wie gesagt, mit Ausnahme dieses Jahres) und auch, dass zumindest Teile des Teams nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit an das Turnier und die zu erwartenden Gegner herangegangen sind.
Diese Punkte sind nicht als Vorwurf an meine Vorgänger gedacht, sondern stellen die nüchternen Fakten dar. Mein Ansatz, um diese Fehler nicht zu wiederholen und uns die Chance auf ein gutes
Abschneiden zu ermöglichen, besteht zum einen darin, die Vorbereitungsmaßnahmen dieses Jahres nicht nur fortzuführen sondern zu intensivieren und die Teamzusammenstellung zu überholen.
Im diesem Jahr hatten wir, wie bereits erwähnt, ein Onlinetrainingsgruppe auf FUMBBL, wo wir genau mit den Regeln des Eurobowl trainieren konnten. Diese Möglichkeit müssen wir in Zukunft noch stärker nutzen und regelmäßige Turniere/Trainingsspiele abhalten. Außerdem sollten die Gruppe nicht nur aus Mitgliedern des Eurobowlteams bestehen, sondern aus allen, die Interesse haben, ich denke hier insbesondere an alle die zu den Europen fahren. Auch möchte ich die wirklich gute Idee des Teamwochenendes fortführen und mindestens eines, idealerweise aber zwei solche Wochenenden abhalten. Im Gegensatz zu diesem Jahr möchte ich hier aber den Fokus deutlich stärker auf gezielte Übungsspiele/-szenarien legen als bisher und auch hier fände ich die Durchmischung mit Europen-Teilnehmern sinnvoll.
Dadurch erhoffe ich mir bessere Übungsmöglichkeiten, aber auch ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl aller deutschen Teilnehmer am Eurobowl/den Europen, wodurch wir, im positiven Sinn, mehr als Einheit auftreten und wahrgenommen werden.
Was die Teamzusammenstellung betrifft, so werde ich vom bisherigen Paradigma weggehen. Stattdessen werde ich von allen die sich als Interessenten gemeldet haben eine ganze Reihe an Daten einfordern. Zusätzlich behalte ich es mir vor auch weitere Spieler, die ich für geeignet halte, dieser Gruppe hinzuzufügen. Die Daten die mich interessieren sind:
- Warum willst Du dabei sein?
- Wieso bist Du für das Team qualifiziert?
- Was steuerst Du zum Team bei, was andere nicht haben?
- Welche 1-3 Rassen könntest Du spielen? Hierbei ist wichtig, dass man hier nur Rassen angibt, auf die man auch wirklich Lust hat, da man theoretisch jede zugeteilt bekommen kann.
- Wie hoch schätzt Du für jede dieser Rassen deine Spielstärke ein, auf einer Skala von 1-10?
- Bist Du bereit an einem oder mehreren Teamwochenenden teilzunehmen und unter welchen Bedingungen?
- Bist Du bereit Testspiele auf FUMMBL zu machen und in welchem Umfang?
- Welche 8 Leute sind aus Deiner Sicht gute Kandidaten für das Team und wieso?
Eventuell kommen hier noch ein paar Punkte hinzu, je nachdem was mir noch einfällt. Diese Punkte schicken mir die Kandidaten per PN, damit keine gegenseitige Beeinflussung stattfindet. Allerdings werde ich zumindest einen Teil der Informationen, evtl. auch alle, im Laufe des Auswahlprozesses öffentlich machen. Von daher sollte also jeder damit rechnen, dass alles was er angibt auch bekannt wird.
Anschließend werden alle Interessenten in ein neues Subforum eingeladen, in dem dann mögliche Teamkonstellationen gemeinsam diskutiert werden. Damit möchte ich erreichen, dass sich alle mit dem Prozess auseinandersetzen um am Ende eine möglichst breite Akzeptanz bzgl. der Auswahl zu erhalten. Die Auswahl wird aber letzten Endes von mir bestimmt, es gibt keine demokratische Abstimmung oder Ähnliches. Ich wähle also am Ende 7 oder 8 aus der Interessentengruppe aus, die ich dann mit nach Portugal nehme.
Warum "oder 8"? Weil ich es durchaus für realistisch halte, dass die optimale Konstellation bzgl. Spieler und Rassen am Ende 8 Spieler beinhalten kann, die besser geeignet sind als ich. In diesem Fall wäre ich nur "Coaching Captain".
Es gibt keine klare Metrik, nach denen ich die Antworten auswerte und auch keine Punkte, die es auf “richtige” Antworten gibt oder Ähnliches. Es kommt auf den Gesamteindruck an und wie sich am Ende das Team als Ganzes darstellt.
Mir ist klar, dass diese neue Art der offenen Diskussion etc. ungewohnt ist und auch dazu verleiten kann sich selbst oder seine Kumpels zu sehr zu loben/empfehlen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir das im Laufe der Diskussion geregelt bekommen. Außerdem werde ich mir natürlich für alle Spieler Turnierergebnisse und NAF-Rankings ansehen und wenn nötig auch sonst noch weitere Informationen einholen, damit ich mir ein möglichst gutes Bild von allen machen kann.
Wenn alles so funktioniert wie ich es mir erhoffe, fahren wir am Ende nicht nur mit einem Team nach Portugal, sondern als geschlossene Community, die zusammen viel Spaß haben wird. Und ja, ich denke, dass der Spaß an dem Turnier das Wichtigste für alle Beteiligten sein sollte. Was ich vorschlage, wird uns lediglich helfen dabei noch möglichst gut abzuschneiden.
Ich möchte hier keine hochtrabende Zukunftsvision beschreiben. Stattdessen denke ich, wir sollten zuerst sehen, wie gut meine Strategie wirklich aufgeht und von da aus sehen, wie wir weitermachen.
Egal ob “Coaching Captain” oder “Playing Captain”, werde ich in jeder Runde versuchen, dem Team einen Überblick über den aktuellen Stand zu geben. Außerdem bin ich erste Ansprechpartner für alle Teammitglieder, sollte es irgendwelche Probleme geben mit einem Spiel oder auch der Orga. Ich werde in jedem Fall mein Bestes geben, alles zu lösen und weiter zu helfen, wo immer es mir möglich ist.
Als Letztes möchte ich noch auf meine Erwartungen an die Spieler während des Turniers eingehen. Ich verlange von allen Spielern, dass sie sich in jedem Spiel reinhängen und voll konzentriert sind. Auch wenn es schlecht läuft, ich will bei keinem sehen, dass er das Spiel abschenkt, weil “eh nichts mehr zu machen ist”. Es geht um jeden Touchdown. Zusätzlich erachte ich es als ein Minimum, den Gegnern gegenüber immer respektvoll zu sein. Arrogante Kommentare oder Beleidigungen haben bei keinem Turnier etwas zu suchen, egal ob während eines Spiels oder Abends bei einem Bier. Wenn es Pr obleme im Spiel gibt, die sich so nicht beseitigen lassen, dann muss man das über die Kapitäne und Referees klären. Ich will, dass unser Team einen guten Eindruck hinterlässt, sowohl spielerisch, als auch menschlich. Denn am Ende sind alle da, um Spaß zu haben.